08.11.2016

Tonsillotomie: Vorbericht publiziert

Kurzfristige Vorteile im Vergleich zur Tonsillektomie / Langfristiger Nutzen oder Schaden mangels Studien unklar

Besonders Kinder und Jugendliche sind betroffen von wiederholten akuten Entzündungen und Vergrößerungen der Gaumenmandeln (Tonsillen). In Deutschland hat sich bisher keine einheitliche Indikationsstellung zum operativen Entfernen der Gaumenmandeln etabliert, ob teilweise (Tonsillotomie) oder vollständig (Tonsillektomie). Die Operationshäufigkeiten unterscheiden sich regional bisweilen erheblich.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht derzeit, ob die Tonsillotomie im Vergleich zur konservativen Behandlung  und im Vergleich zur Tonsillektomie Vorteile bietet.

Die vorläufigen Ergebnisse dieser Nutzenbewertung liegen nun vor. Demnach zeigen sich postoperativ kurzfristige Vorteile im Vergleich zur Tonsillektomie: Hinsichtlich Schmerz sowie Schluck- und Schlafstörungen gibt es einen Anhaltspunkt für beziehungsweise einen Hinweis auf einen geringeren Schaden der Tonsillotomie.

Für den Vergleich mit einer konservativen Therapie, z. B. „abwartendes Beobachten“ („watchful waiting“), sind oder Schaden der Tonsillotomie unklar, da sich dazu keine Studien identifizieren ließen. Bis zum 06. Dezember 2016 können interessierte Personen oder Institutionen zu diesem Stellungnahmen abgeben.

Schmerzhafte Beschwerden beim Schlucken, Atmen und Schlafen

Zu den häufigsten Indikationen einer Tonsillektomie bei Kindern und Jugendlichen zählen die rezidivierende akute Tonsillitis und die Vergrößerung (Hyperplasie) der Tonsillen. Die Tonsillitis ist eine Entzündung der Gaumenmandeln, die von Viren oder Bakterien ausgelöst wird und Schmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber verursachen kann. Eine Tonsillen-Hyperplasie kann zur Verengung von Atemwegen (Obstruktion) und zu schlafbezogenen Atmungsstörungen (z. B. Schlafapnoesyndrom) führen, die die Lebensqualität vermindern können.

Erhalt von Mandelgewebe birgt Vorteile und Risiken

Als mögliche Vorteile der Tonsillotomie werden in der wissenschaftlichen Literatur angeführt, dass dabei die Tonsillen mit ihrer immunologischen Funktion teilweise erhalten blieben, die Rate postoperativer Komplikationen (u. a. Infektionen und Blutungen) geringer sei und die Genesung schneller voranschreite. Allerdings bestehe auch das für ein Nachwachsen des Gaumenmandelgewebes und damit auch für das Wiederauftreten von Symptomen. Dadurch könnte eine erneute Operation nötig werden.

Kurzfristig weniger postoperative Beschwerden

Zum Vergleich der Tonsillotomie mit einer konservativen Behandlung ließen sich keine Studien identifizieren.

Kurzfristige Effekte zeigten sich beim Vergleich von Tonsillotomie und Tonsillektomie: Innerhalb von zwei Wochen nach dem Eingriff traten bei der Tonsillotomie weniger Schmerzen und weniger Schluck- und Schlafstörungen auf. Daraus lässt sich ein Anhaltspunkt für beziehungsweise ein Hinweis auf einen geringeren Schaden der Tonsillotomie ableiten. Dagegen zeigte sich für den weiteren Verlauf kein Anhaltspunkt für einen höheren oder geringeren oder Schaden der Tonsillotomie im Vergleich zur Tonsillektomie.

Folgeoperationen sind nicht auszuschließen

Die Datenlage zur erneuten Tonsillenoperation war unzureichend, sodass sich hier kein Anhaltspunkt für einen oder Schaden ergab. Eine Abwägung zwischen und Schaden der Tonsillotomie im Vergleich zur Tonsillektomie ist mangels Langzeitdaten nicht möglich.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Den vorläufigen für dieses Projekt hatte das IQWiG im März 2016 vorgelegt und um Stellungnahmen gebeten. Diese wurden zusammen mit einer Würdigung und dem überarbeiteten im Mai 2016 publiziert. Stellungnahmen zu dem jetzt veröffentlichten werden nach Ablauf der Frist gesichtet. Sofern sie Fragen offenlassen, werden die Stellungnehmenden zu einer mündlichen Erörterung eingeladen.

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