19.07.2016
Wissen was nutzt: ThemenCheck Medizin beim IQWiG gestartet
Jederzeit Themen für HTA-Berichte vorschlagen / IQWiG setzt neue gesetzliche Aufgabe um
Verlässliche medizinische Hilfe zu bekommen, ist in Deutschland in der Regel nicht schwer. Doch nicht alle Fragen zu medizinischen Untersuchungs- und Behandlungsverfahren sind bereits beantwortet. Auch Patientinnen und Patienten oder Angehörige stoßen immer wieder auf offene Fragen, die wissenschaftlich untersucht werden sollten.
Auf der neuen Webseite "ThemenCheck Medizin" beim IQWiG können jetzt Bürgerinnen und Bürger jederzeit ihren Vorschlag für wissenschaftliche Bewertungen von medizinischen Untersuchungs- und Behandlungsverfahren einreichen.
Das IQWiG sammelt diese Vorschläge und ermittelt in einem zweistufigen Auswahlverfahren pro Jahr bis zu fünf Themen zur Bearbeitung. Dabei wird sowohl die Bürger- und Patientensicht als auch die wissenschaftliche Perspektive mit einbezogen.
Das Ergebnis ist dann jeweils eine wissenschaftliche Bewertung von medizinischen Verfahren und Technologien (engl. Health Technology Assessment, kurz HTA), die als HTA-Bericht veröffentlicht wird.
Fragen nach Nutzen oder Schaden und möglichen Auswirkungen
Themen von HTA-Berichten können Untersuchungsverfahren und Behandlungsmethoden sein. HTA-Berichte sollen Fragen beantworten wie etwa: Welche Vor- und Nachteile für Patientinnen und Patienten bringt ein Verfahren mit sich? Ist es besser als bisherige Verfahren? Welche Kosten sind damit verbunden? Muss man ethische oder rechtliche Aspekte beachten? Hat ein Verfahren eventuell gesellschaftliche Auswirkungen?
HTA-Berichte liefern Antworten
Das IQWiG recherchiert die wissenschaftliche Literatur zu den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Die Forschungsergebnisse werden durch externe Wissenschaftler-Teams zusammengefasst, bewertet und mit Handlungsempfehlungen beim ThemenCheck Medizin des IQWiG veröffentlicht. Die Publikation wird durch einen Herausgeberkommentar des IQWiG ergänzt.
Die HTA-Berichte gehen auch an Institutionen in Deutschland, die z. B. über die Leistungen und Struktur des Gesundheitswesens entscheiden. Auf diese Weise sollen die Ergebnisse von HTA-Berichten direkte Auswirkungen auf die Versorgung von Patientinnen und Patienten haben, z. B. bei Behandlungsentscheidungen im Gespräch von Patient und Arzt oder auch bei Systementscheidungen von Selbstverwaltung und Politik.
Vom Vorschlag zum HTA-Bericht
Über ein Internet-Formular können Bürgerinnen und Bürger beim Themencheck Medizin ihre Themen vorschlagen. Wenn sich daraus eine wissenschaftliche Frage für einen HTA-Bericht ableiten lässt, wird der Vorschlag in die öffentliche Themenliste aufgenommen.
Aus den eingegangenen Vorschlägen werden gemäß dem gesetzlichen Auftrag Themen ausgewählt, die für die Patientenversorgung von besonderer Bedeutung sind. Einmal pro Jahr startet das IQWiG dazu eine zweistufige Themenauswahl: Der Auswahlbeirat, dessen Mitglieder sowohl die Bürger- und Patientensicht als auch die wissenschaftliche Perspektive einbringen, trifft eine Vorauswahl von bis zu 15 Themen. Das Institut wählt dann die fünf Themen aus, zu denen mit Unterstützung durch externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler HTA-Berichte entstehen.
Neue gesetzliche Aufgabe
Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) brachte 2015 diese neue Aufgabe für das IQWiG mit sich: Im § 139b Absatz 5 des Sozialgesetzbuchs V (SGB V) ist seither vorgesehen, dass Versicherte und interessierte Einzelpersonen beim IQWiG Themen für HTA-Berichte vorschlagen können. Der ThemenCheck Medizin beim IQWiG löst das öffentliche Vorschlagsverfahren für HTA-Berichte ab, das bis 2015 eine Aufgabe des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) war.
Im Jahr 2016 startet beim IQWiG die erste Themenauswahl nach einer verkürzten Vorschlagsphase von rund drei Monaten. Die Arbeit an den HTA-Berichten soll dann Mitte 2017 beginnen und mit den ersten HTA-Berichten ist voraussichtlich im Jahr 2018 zu rechnen.