11.10.2011
Adipositas bei Typ-2-Diabetes: Vorbericht zu Leitlinienrecherche erschienen
Inhaltlich sind Empfehlungen weitgehend deckungsgleich, aber Stärke der Empfehlung variiert
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat am 11. Oktober 2011 die vorläufigen Ergebnisse einer systematischen Recherche nach evidenzbasierten Leitlinien sowie systematischen Übersichten zur Behandlung von Adipositas bei Diabetes mellitus Typ 2 vorgelegt. Ziel des Berichts ist es, aus aktuellen, methodisch hochwertigen Leitlinien diejenigen Empfehlungen zu identifizieren, die für ein mögliches neues Modul Adipositas im Disease-Management-Programms (DMP) Diabetes mellitus Typ 2 von Bedeutung sein könnten. Bis zum 8. November 2011 können interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben.
Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie allgemein angeraten
Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Auswertung der Leitlinien feststellten, stimmen deren Empfehlungen für die Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes, die zudem stark übergewichtig sind, weitgehend überein: Generell werden neben einer Gewichtsreduktion Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie angeraten. Einige Leitlinien nennen ab einem bestimmten Body Mass Index (BMI) zudem Medikamente (BMI ≥ 27 kg/m²) oder eine Operation, also beispielsweise einen Magenbypass (BMI ≥ 35 kg/m²), als Therapieoption. Der Empfehlungsgrad für die jeweilige Intervention fällt in den einzelnen Leitlinien allerdings unterschiedlich aus.
Systematische Übersichten berichten keine patientenrelevanten Endpunkte
Dem Auftrag des G-BA gemäß, hat das Institut nicht nur Leitlinien, sondern auch systematische Übersichten recherchiert und ausgewertet. Ziel war es dabei, die Empfehlungen der Leitlinien mit den Aussagen der Übersichten, also der wissenschaftlichen Evidenz aus Studien, abzugleichen. Allerdings konnte das IQWiG keine Übersichten identifizieren, die relevante Ergebnisse für die Behandlung von Menschen zusammenfassen, die sowohl an Typ-2-Diabetes als auch an Adipositas erkrankt sind. In den systematischen Übersichten werden überwiegend Stoffwechselparameter, aber keine patientenrelevanten Endpunkte, also beispielsweise Erblindung oder Amputation berichtet. Das heißt, dass die Aussagen in den Leitlinien größtenteils nicht durch Evidenz aus systematischen Übersichten gestützt sind.
Zum Ablauf der Berichtserstellung
Zu diesem Vorbericht können bis zum 8. November 2011 Stellungnahmen abgegeben werden. Den vorläufigen Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im März 2010 vorgelegt und um Stellungnahmen gebeten. Diese wurden zusammen mit einer Würdigung und dem überarbeiteten Berichtsplan im August 2010 publiziert. Stellungnahmen zu dem jetzt veröffentlichten Vorbericht werden nach Ablauf der Frist gesichtet. Sofern diese Fragen offen lassen, werden die Stellungnehmenden zu einer mündlichen Erörterung eingeladen. Danach wird der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht an den Auftraggeber G-BA weitergeleitet.
Einen Überblick über Hintergrund, Vorgehensweise und weitere Ergebnisse des Vorberichts gibt folgende Kurzfassung.
Bereits 2009 hatte das IQWiG einen - ebenfalls im Auftrag des G-BA erstellten - Bericht über Versorgungsstandards bei Fettleibigkeit publiziert. Auch dieser sollte als Grundlage für ein mögliches Modul Adipositas dienen, war jedoch nicht auf die Indikation Typ-2-Diabetes fokussiert.