10.06.2008
Vorbericht zur Zuverlässigkeit von Diagnoseverfahren für Asthma bei Kleinkindern liegt vor
IQWiG nimmt Stellungnahmen entgegen / Verfügbare Studien weisen kein Verfahren als besonders geeignet aus
Wie zuverlässig Asthma bronchiale bei Kindern im Alter von 2 bis 5 Jahren diagnostiziert werden kann, ist Gegenstand einer Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Am 10. Juni 2008 haben die Wissenschaftler ihre vorläufigen Ergebnisse publiziert. Damit beginnt eine Frist von vier Wochen (08. Juli 2008), in der interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen abgeben können.
Einen entsprechenden Forschungsauftrag hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Institut im Juli 2006 erteilt. Das Gremium möchte mithilfe der IQWiG-Expertise die Frage beantworten, ob und - wenn ja - wie neue Disease Management Programme (DMP) für Kinder im Vorschulalter eingerichtet werden sollen. Bisher können Kinder erst ab einem Alter von 5 Jahren in ein DMP eingeschrieben werden.
Hohe Sicherheit der Diagnose erforderlich
Asthma beginnt häufig im frühen Kindesalter, ist zu diesem Zeitpunkt aber nur schwer eindeutig zu diagnostizieren. Einige Diagnoseverfahren sind bei unter 5-Jährigen aus technischen Gründen nicht anwendbar. Zudem sind kleine Kinder mit Asthma-Symptomen häufig wieder symptomfrei, wenn sie das Schulalter erreichen. Einerseits sollen bei der Untersuchung keine Asthma-Fälle übersehen werden, damit sie frühzeitig angemessen therapiert werden können. Andererseits sollen Kinder, die in Wirklichkeit kein chronisches Asthma haben, nicht unnötig behandelt und dadurch womöglich geschädigt werden. Die Sicherheit der Diagnostik ist insofern von besonders hoher Bedeutung.
Das IQWiG war deshalb in einem ersten, bereits abgeschlossenen Teilauftrag der Frage nachgegangen, ob sich aus ärztlichen Behandlungsleitlinien ein Referenzstandard ableiten lässt, an dem die diagnostische Sicherheit einzelner Verfahren gemessen werden könnte. Da ein solcher Referenzstandard nicht identifiziert werden konnte, haben sie in einem zweiten Schritt die Genauigkeit von Diagnoseverfahren ohne Bezug zu einem Referenzstandard untersucht.
Im Mittelpunkt des jetzt vorliegenden Teil 1 des Vorberichts steht die Frage, wie gut die Verfahren geeignet sind, zwischen symptombehafteten aber nicht behandlungsbedürftigen Kindern einerseits und den ein chronisches Asthma entwickelnden Kindern andererseits zu unterscheiden. Diese Diskriminierungs- und Vorhersagefähigkeit ist insbesondere für diejenigen Kinder bedeutsam, die potenziell in ein DMP eingeschrieben werden sollen.
In Teil 2 des Auftrags wird es um die Wirksamkeit der Tests gehen. Denn diese sind nur dann positiv zu bewerten, wenn sich aus ihnen therapeutische Konsequenzen ziehen lassen, d.h. die Patienten so behandelt werden können, dass sie davon profitieren. Ein dritter Teilauftrag befasst sich schließlich mit dem Nutzen medikamentöser und nichtmedikamentöser Interventionen.
Keine belastbare Empfehlung möglich
Nach Auswertung der derzeit verfügbaren Studien kommen die Wissenschaftler zu der vorläufigen Schlussfolgerung, dass sich aus der Literatur keine Empfehlung für eine einzelne Methode - oder eine Kombination bestimmter Methoden - ableiten lässt, die als Kriterium für eine Einschreibung in ein DMP dienen könnte. Es konnte kein Verfahren identifiziert werden, das den anderen eindeutig überlegen ist. Das liegt zum einen daran, dass es nur sehr wenige klinische Vergleiche zur Fragestellung des Auftrags gibt. Zum anderen sind die darin enthaltenen Daten nicht aussagekräftig, da die Studien- und Berichtsqualität Mängel aufweist. Beispielsweise fehlen darin Angaben wie schwer die dort untersuchten Patienten erkrankt waren. Der Schweregrad kann aber einen Einfluss darauf haben, wie zuverlässig der Test die Erkrankung feststellt. Die ausgewerteten Studien deuten darauf hin, dass ein diagnostischer Algorithmus angewendet werden könnte, d.h. eine bestimmte Reihenfolge, in der einzelne Maßnahmen miteinander zu kombinieren sind.
Zum Ablauf der Berichtserstellung
Die berichtsspezifische Methodik hatte das IQWiG in der vorläufigen Version des Berichtsplans (Version 1.0) Mitte April 2007 dargelegt und um Stellungnahmen gebeten. Diese wurden zusammen mit der Version 2.0 des Berichtsplans Mitte August 2007 publiziert.
Auch die Stellungnahmen zum Vorbericht werden gesichtet und, sofern sie Fragen offen lassen, werden die Autoren zu einer mündlichen Erörterung eingeladen. Danach wird der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht an den Auftraggeber G-BA weitergeleitet.
Der ebenfalls zum Auftragspaket gehörenden Teilauftrag V06-02A (Standard der Diagnosestellung) ist bereits abgeschlossen. Teil 2 des Vorberichts zum Auftrag V06-02C wird zeitgleich mit den vorläufigen Ergebnissen des Auftrags V06-02B (Wissenschaftliche Bewertung medikamentöser und nichtmedikamentöser Interventionen) publiziert. Die endgültigen Ergebnisse der beiden Teile von V06-02C werden in einem gemeinsamen Abschlussbericht zusammengefasst.