25.04.2007

Vorbericht zur Hyperbaren Sauerstofftherapie bei Hüftkopfnekrose publiziert

IQWiG bittet um Stellungnahmen / Nutzen der Therapie ist nicht belegt

Ob Patienten mit einer so genannten idiopathischen Hüftkopfnekrose seltener operiert werden müssen, ob sie weniger Schmerzen erleiden und ob ihr Gelenk beweglicher bleibt, wenn sie zusätzlich zur konventionellen Behandlung eine Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) erhalten, ist Gegenstand einer aktuellen Nutzenbewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Am 25. April 2007 haben die Kölner Wissenschaftler ihre vorläufigen Schlussfolgerungen publiziert und bitten bis zum 23. Mai 2007 um Stellungnahmen zu den Ergebnissen des Vorberichts.

Zusätzlicher Sauerstoff soll Absterben des Gewebes verhindern

Bei der Femur- oder Hüftkopfnekrose stirbt ein Teil des knöchernen Oberschenkelknochenkopfes ab. Die Ursache ist bei der idiopathischen Variante - anders als bei der so genannten sekundären (oder: traumatischen) Hüftkopfnekrose - unbekannt. Die Erkrankung ist aber relativ häufig mit Alkohol- oder Nikotinmissbrauch verbunden. Im fortgeschrittenen Stadium kann der Gelenkkopf einbrechen, so dass das Gelenk operativ stabilisiert oder durch eine Prothese ersetzt werden muss.

Mit der HBO wird versucht, das Gewebe durch vermehrte Sauerstoffzufuhr vor dem Absterben zu bewahren. In einer Druckkammer atmet der Patient über eine Maske oder ein Kopfzelt reinen Sauerstoff ein. Die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren, sind schon bei normaler Luftatmung nahezu gesättigt und können kaum mehr Sauerstoff aufnehmen. Durch den erhöhten Umgebungsdruck lässt sich die Sauerstoffmenge im Blut aber um ein Vielfaches steigern: Wie bei der Kohlensäure in einer (ungeöffneten) Mineralwasserflasche sorgt der Druck dafür, dass mehr Sauerstoff in der Blutflüssigkeit gelöst wird. So kann auch Körpergewebe, das unter Normalbedingungen schlechter versorgt ist, vermehrt Sauerstoff erhalten.

Einsatz nur unter Studienbedingungen

Der kommt zu der Schlussfolgerung, dass verlässliche Aussagen zum der HBO bei der idiopathischen Hüftkopfnekrose erwachsener Patienten derzeit nicht möglich sind. Obwohl diese Therapieform seit rund 20 Jahren erprobt wird, sind weltweit bislang nur Daten zu etwa 100 bis 200 Patienten mit dieser Erkrankung öffentlich zugänglich. Die einzige verfügbare vergleichende Studie, die sich mit der Fragestellung des Berichts befasst, konnte wegen methodischer und inhaltlicher Mängel nicht in die Bewertung einfließen. Angesichts des völligen Fehlens adäquater klinischer Studien sollte die HBO nach Auffassung des Instituts bei dieser Indikation nur unter geeigneten Studienbedingungen angewendet werden, um so zumindest langfristig gesicherte Erkenntnisse gewinnen zu können.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Den hatte das IQWiG am 3. Januar 2007 im Internet publiziert. Bis zum 31. Januar konnten dazu Stellungnahmen eingereicht werden. Das IQWiG erhielt lediglich einen solchen Kommentar, der aber zu keinerlei Änderungen des Berichtsplans führte. Die Stellungnahmen zum werden gesichtet und, sofern sie Fragen offen lassen, die Autoren zu einer mündlichen Erörterung eingeladen. Danach wird der überarbeitet und als an den Auftraggeber, den Gemeinsamen Bundesausschuss, weitergeleitet.

Kontakt: Tel. 0221-35685-0, info@iqwig.de

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