21.10.2021
Frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln: Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Deutschland
Das bewährte Verfahren liefert nicht nur fundierte Grundlagen für Preisentscheidungen, sondern beeinflusst auch die Patientenversorgung. Publikation im Journal Medical Writing
Die frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln gemäß Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) seit dem Jahr 2011 bedeutete einen Paradigmenwechsel für die Arzneimittelversorgung, denn Hersteller müssen seither den Zusatznutzen, also den Mehrwert ihrer neuen Wirkstoffe mit wissenschaftlicher Evidenz belegen. Die Transparenz des Verfahrens und der Bewertungsergebnisse hatten seither weitreichenden Einfluss auf die gesamte Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Die frühe Nutzenbewertung erreicht damit nicht nur das erklärte Hauptziel, nämlich fundierte Evidenz zu schaffen für die Preisverhandlungen zwischen Vertretern der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) einerseits und der pharmazeutischen Hersteller andererseits. Das Verfahren liefert seither auch verlässliche und frei zugängliche Informationen für gesundheitliche Entscheidungen – sowohl auf der individuellen Ebene als auch auf epidemiologischem Niveau.
So wirkt die frühe Nutzenbewertung nicht nur auf Entscheidungen über die Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen, sondern auch auf die Gesundheitsversorgung selbst in Form von medizinischen Leitlinien oder mithilfe von zielgruppengerecht aufbereiteten Informationen auf die Entscheidungsfindung im Arzt-Patienten-Gespräch. Michael Köhler und Annette Christoph, beide als wissenschaftliche Mitarbeiter im Ressort Arzneimittel des IQWiG an Dossierbewertungen für die frühe Nutzenbewertung beteiligt, beschreiben in ihrem aktuellen Beitrag im Journal Medical Writing kompakt das Verfahren und seine Inhalte– angefangen bei den standardisierten Hersteller-Dossiers über die darauffolgenden Dossierbewertungen des IQWiG bis hin zur Beschlussfassung beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Ein Fallbeispiel liefert Einblick in die Bewertungspraxis und das Ergebnis einer Nutzenbewertung durch das IQWiG.