2018: Saure Früchte vom Baum der Erkenntnis? Wie wir Evidenz kommunizieren
Patientinnen, Ärzte, Medienvertreter und Politikerinnen: Die Kommunikation gesundheitsbezogener Evidenz hat mehrere Zielgruppen, die sich in ihrem Vorwissen, ihren Absichten und ihrem Informationsbedarf stark unterscheiden. Es gibt aber Gemeinsamkeiten, etwa in der Kommunikationspsychologie und -soziologie: Die kommunizierte Evidenz stößt oft auf innere Widerstände wegen Informationsüberflutung, liebgewonnene Vorurteile und konkurrierende Einflüsse – von Marketing-Frames bis zu echten Fake News.
Verglichen mit solchen Einflüssen sind viele Botschaften der evidenzbasierten Medizin komplex, kontraintuitiv, abstrakt und damit kühl, also alles andere als eingängig. Diese „sauren Früchte vom Baum der Erkenntnis“ lassen sich auch nicht en passant versüßen, etwa durch eine radikale Komplexitätsreduktion oder starke Emotionalisierung: Dabei droht ihr Wert verlorenzugehen.
Zehn Expertinnen und Experten beleuchteten das Thema am 23. und 24. November in Köln von verschiedenen Seiten: Wie sehen die Grundlagen, Barrieren und Erfolgsfaktoren effektiver Gesundheitskommunikation aus? Wie kommunizieren wir mit welcher Zielgruppe? Welche besonderen Bedingungen herrschen dabei im Internet? Eignen sich Podcasts und Storytelling für evidenzbasierte Medizin? Wie funktioniert die Entkräftung von Mythen und Falschnachrichten im Gesundheitsbereich? Welche Bedeutung haben wissenschaftliche Erkenntnisse in politischen Prozessen, etwa für die Gesetzgebung? Wie vermittelt der Wissenschaftsjournalismus Komplexität, und wie verhalten sich Emotion und Evidenz zueinander? Welche Informationen, Aufbereitungen und Skills benötigen Ärzte für eine gelingende Kommunikation mit Patientinnen und Patienten? Erfüllen evidenzbasierte Gesundheitsinformationen in ihrer jetzigen Form die Bedürfnisse der Menschen?
Wie bei den Herbstsymposien des IQWiG üblich, blieb dabei viel Raum für offene Fragen, interdisziplinäre Diskussionen und Networking.